i woke up like this

28.10 bis 12.11.16
mareike kraatz
felisha bahadur
marleen krallmann

»i woke up like this« erzählt geschichten vom schlafen und vom wachsein, von zuständen dazwischen, körperlich gefühlt und psychisch beschrieben, geschichten aus dem schlafzimmer, die hinter geschlossenen türen stattfinden, sexgeschichten, bettgeschichten und geschichten von menschen, die keinen schlaf finden (dürfen). die galerie zeigt, was sich im vemeintlich verborgenen abspielt, in der vertraulichkeit des zuhauses oder im rahmen der intimität von körpern. doch das private ist bekanntlich politisch und auch das schlafzimmer ist bisweilen kulturell geformt und an normative vorstellungen geknüpft.

ein rundgang:

mareike kraatz portraitiert menschen der ausgiebig beforschten und in den feuilletons angeklagten so genannten »generation y«: zwanzig- bis dreißigjährige, angeblich hyper-individualisiert und gleichzeitig so erfolgreich scheiternd an all den möglichkeiten, die zumindest jenen mit notwendigen privilegien gegeben sind. die malerin fungiert als erforscherin dieser lebenswelten und begibt sich in einen dialog mit ihren subjekten, dem sie umgebenden raum und den dingen darin. wo fühlen sich die porträtierten wohl, wo kommen sie zur ruhe, welche persönliche geschichte erzählt die ihnen eigene umgebung?
mareike kraatz (*1989), »generation y – portraits im kontext«.
acryl auf leinwand.

ebenfalls auf spurensuche geht felisha bahadur mit ihrer installation »die bibliothekarin«, jedoch werden hier eigene erfahrungen mit einer komplexen analyse verflochten, deren vielschichtigkeit sich nicht nur durch das zugehörige kategoriensystem erahnen lässt. der schrank selbst greift die geschichte der schülerin bahadur auf, die in den british west indies eine mädchenschule besucht. die dortige bibliothekarin verwaltet die ausgabe des schlüssels ausschliess-lich an die lehrerinnen – denn nur jene haben zugang zum inneren des schranks und damit zu den welten der roma-tischen romane. ähnliche bücher stellen nun hier den mittelpunkt der arbeit dar; der voyoristischen leserin werden einblicke in geschichten gegeben, die sowohl romantik herstellen, als auch intimität und begierde konstruieren wol-len – all dies jedoch nicht ohne heteronormative ansprüche zu bedienen, (post)koloniale und exotisierende stereo-type zu reproduzieren oder gewalt als teil weiblicher sexualität zu provozieren.

die künstlerin ist selbst zur bibliothekarin geworden, zur verwalterin des verschlossenen schranks und dessen inhalt, dem sie sich – und mit ihr die betrachterin – reflexiv nähert.
felisha bahadur (*1986), »die bibliothekarin«, 2013-2016.
holz, metall, glass, papier
interaktive installation.

die gestalterische arbeit von marleen krallmann führt weg von der gesellschaftlichen ebene hin zur subjektiven er-fahrbarkeit des schlafens selbst, zum im bett liegen, zum eindämmern. bewegungen eines körpers, der langsam müde wird, der sich bewegt, der die richtige position im bett sucht, werden hier mit hilfe von seiten dokumentiert und in einem zweiten schritt auf papier gebannt. wird hier ein zustand eingefangen, dieser flüchtige moment des einschlafens oder ist es doch eine phase? krallmann stellt sich den wecker und begibt sich auf die suche, doch als zeugnis zeigen sich nur die einzelnen seiten, die sich verschoben haben, kreuz und quer verstreut, übereinander und unter dem körper.
marleen krallmann (*1988), »bettlektüren«, 2011.
holz, papier 230x150cm.

»i woke up like this« ist eine vielschichtige erzählung geworden, gesponnen durch verschiedene künstlerinnen, ihren eigenen und den geschichten ihrer arbeit. sie zeigen uns schlafzimmer, betten, körper, darin verfangene dialoge, subjektive erfahrungen, deutungsversuche.

teil hiervon ist ebenso die installation »ein bett, zwei räume« von myriam lemberger und anne-lena cordts, die als szenographinnen in die gestaltung des raumes eingreifen und so das innere des raumes nach außen transportieren – oder umgekehrt.

szenographie: anne-lena cordts, myriam lemberger
kuration und text: nikola noelle
fotos von der ausstellung: marleen krallmann

 

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